US-Handelsbeauftragter benennt Spotify als Ziel für Vergeltungsgebühren

Von Trevor Loucks
Gründer & Leitender Entwickler, Dynamoi
Der schlimmste geopolitische Albtraum der Musikindustrie ist gerade wahr geworden: Die Streaming-Wirtschaft ist offiziell ein Bauernopfer in einem transatlantischen Handelskrieg. Am späten Dienstag benannte der Handelsbeauftragte der Vereinigten Staaten (USTR) explizit Spotify als potenzielles Ziel für Vergeltungsmaßnahmen im Handel.
Dies ist keine normale Marktvolatilität. Die Trump-Regierung signalisiert, dass sie als Reaktion auf die aggressive Durchsetzung des Digital Markets Act (DMA) der EU gegen US-Unternehmen wie Google und X Gebühren oder Beschränkungen für europäische Dienstanbieter verhängen könnte.
Eine Geiselnahme-Strategie
Seit einem Jahrzehnt behandeln Musikmanager Streaming als grenzenlose Einnahmequelle. Diese Annahme ist jetzt tot. Indem sie Spotify – ein schwedisches Unternehmen und das Kronjuwel der europäischen Technologie – ins Visier nehmen, betreibt die US-Regierung hochriskante geopolitische Arbitrage.
Die Logik ist brutal, aber effektiv: Um US-Technologiegiganten vor EU-Regulierung zu schützen, droht Washington mit dem einzigen europäischen digitalen Exportgut, das den amerikanischen Verbrauchern tatsächlich wichtig ist. Im Gegensatz zu Siemens oder Airbus berührt Spotify täglich Millionen von US-Wählern.
Wichtige Erkenntnis: Spotify wird für das regulatorische Umfeld bestraft, das es mitgestaltet hat. CEO Daniel Ek hat jahrelang Lobbyarbeit für den DMA geleistet, um den Griff von Apple zu brechen; nun löst genau dieses Rahmenwerk eine US-Gegenoffensive aus, die auf sein Unternehmen abzielt.
Quetschen dünner Margen
Obwohl die Spotify-Aktie (SPOT) nach den Nachrichten um moderate 0,7 % bis 3 % fiel, ist das strukturelle Risiko gravierend. Spotify arbeitet bereits mit dünnen Bruttomargen (~31,5 %). Wenn die USA „Gebühren“ – effektiv Zölle auf digitale Dienste – erheben, steht Spotify vor zwei schlechten Optionen:
- Kosten absorbieren: Dies schmälert den Free Cashflow und reduziert das für Produktinnovationen und die Zahlung an Rechteinhaber verfügbare Kapital.
- Preise erhöhen: Die Weitergabe der Kosten an die Verbraucher könnte den Standard-Premium-Tarif über den Richtwert von 11,99 USD hinaus anheben. Dies verschafft Apple Music und Amazon Music, die in den USA ansässig und von diesen spezifischen Zöllen ausgenommen sind, einen massiven Wettbewerbsvorteil.
Brüssel blockiert die Landnahme
Der Handelskrieg ist nicht die einzige Kopfzerbrechen, die diese Woche aus Europa kommt. Der europäische Independent-Sektor bekämpft aktiv das 775 Millionen USD schwere Übernahmeangebot von Universal Music Group für Downtown Music Holdings.
UMG versuchte, den Deal zu retten, indem es anbot, Curve, eine Royalty-Processing-Plattform, zu veräußern, um die EU-Regulierungsbehörden zufriedenzustellen. Am 17. Dezember lehnte IMPALA (der Indie-Branchenverband) diese Abhilfe formell ab. Die Vorstandsvorsitzende Helen Smith wies das Zugeständnis zurück und bezeichnete die Übernahme als „Landnahme“, die unabhängige Wege zur Vermarktung dauerhaft reduziert. Dies deutet darauf hin, dass die Europäische Kommission bei großen Konsolidierungsbemühungen auch im Jahr 2025 ein Dorn im Auge bleiben wird.
Sicherheitsverletzungen und Kapitalflüsse
Jenseits des regulatorischen Dramas erlitt die operative Ebene der Branche diese Woche einen Schlag.
- Infrastrukturschwäche: SoundCloud bestätigte eine massive Sicherheitsverletzung durch die Hacker-Gruppe ShinyHunters, von der 28 Millionen Nutzer (20 % ihrer Basis) betroffen sind. Die Folgen haben weltweit VPN-Blockaden und Arbeitsunterbrechungen für A&R-Teams ausgelöst.
- Asien-Expansion: Während die Politik den Westen fragmentiert, fließt Kapital nach Osten. Jay-Zs MarcyPen Capital startete zusammen mit der Hanwha Asset Management einen 500M Fonds zur gezielten Förderung der K-Kultur, während Sony Music 49 % von Vietnams 1Label erwarb.
Wie Rechteinhaber reagieren
Die Bedrohung durch digitale Zölle stellt die Abhängigkeit der Branche von einem einzigen dominanten Partner in Frage.
Das Risiko: Wenn Spotify durch US-Gebühren behindert wird, schrumpft der Royalty-Pool oder verlagert sich zu Wettbewerbern, bei denen Labels möglicherweise andere Vertragsbedingungen haben.
Der Schritt: Manager und Labels müssen ihre Vertriebsstrategien diversifizieren. Stellen Sie sicher, dass Ihre Präsenz auf in den USA ansässigen Plattformen (YouTube, Apple) optimiert ist, um sich gegen eine mögliche Spotify-Klemme abzusichern. Auf dem Streaming-Markt geht es nicht mehr nur um Playlisting; es geht darum, Handelsbarrieren zu navigieren.
Über den Redakteur

Trevor Loucks ist der Gründer und leitende Entwickler von Dynamoi, wo er sich auf die Konvergenz von Musikgeschäftsstrategie und Werbetechnologie konzentriert. Er konzentriert sich darauf, die neuesten Ad-Tech-Techniken auf Kampagnen von Künstlern und Plattenlabels anzuwenden, damit diese das nachgelagerte Wachstum der Musiklizenzeinnahmen steigern.




