UMG und Splice kooperieren für lizenzierte KI-Instrumente

Von Trevor Loucks
Gründer & Leitender Entwickler, Dynamoi
Universal Music Group spielt nicht mehr nur in der Defensive. Nachdem ein Großteil des Jahres 2024 und 2025 mit Rechtsstreitigkeiten gegen nicht lizenzierte KI-Startups verbracht wurde, stellt der weltweit größte Rechteinhaber auf Produktentwicklung um. Am 19. Dezember kündigte UMG ein strategisches Bündnis mit der Sample-Plattform Splice an, um eine lizenzierte, kommerzielle Infrastruktur für die KI-Musikproduktion aufzubauen.
Dies ist nicht nur eine weitere Partnerschafts-Pressemitteilung; es ist der Bauplan dafür, wie Major-Labels generative Audios monetarisieren wollen. Anstatt die Technologie zu bekämpfen, versucht UMG, den Markt in zwei Stufen zu teilen: das „Wildwest“ der nicht lizenzierten Generatoren und ein Premium-, rechtebereinigtes Ökosystem für Profis.
Monetarisierung der klanglichen DNA
Der Kern der Vereinbarung geht über das traditionelle Sampling hinaus. UMG und Splice werden gemeinsam KI-gestützte virtuelle Instrumente entwickeln, die als „digitale Zwillinge“ für Künstler fungieren. Dies schafft effektiv eine neue Anlageklasse.
Unter diesem Modell kann ein UMG-Künstler seine Stems, Stimme oder instrumentalen Texturen zur Schulung eines benutzerdefinierten Modells bereitstellen. Ein Produzent im Heimbereich könnte dann ein lizenziertes „Synth-Textur“ oder „Drum-Feeling“ dieses Künstlers auf Splice mieten, wobei Lizenzgebühren an den ursprünglichen Schöpfer zurückfließen. Das Ziel ist es, die KI-„Black Box“ – die normalerweise Werte ohne Zuordnung aufnimmt – in einen transparenten Verkaufsautomaten zu verwandeln.
Wichtige Erkenntnis: Dies verlagert das Branchennarrativ von „KI-Ersatz“ hin zu „KI-Erweiterung“. Der Fokus liegt auf assistierenden Werkzeugen, die sich in professionelle DAWs integrieren, anstatt auf Prompt-basierten Generatoren, die vollständige Songs von Grund auf erstellen.
Das „saubere“ Premium
Der Zeitpunkt dieser Partnerschaft nutzt die rechtliche Unsicherheit rund um Plattformen wie Suno und Udio aus. Splice hat ein Jahrzehnt damit verbracht, eine Bibliothek von lizenzfreien Samples aufzubauen, die direkt von Musikern lizenziert wurden. Durch die Kombination dieser „sauberen“ Daten mit dem Katalog von UMG bauen die Partner eine Festung sicherer Trainingsdaten.
Für professionelle Produzenten, die im Bereich Sync-Lizenzen oder Werbung arbeiten, ist diese Unterscheidung entscheidend. Ein Track, der von einem Modell generiert wurde, das mit gescrapten, nicht freigegebenen Daten trainiert wurde, birgt versteckte Urheberrechtsrisiken. Tools, die auf dem UMG x Splice Stack basieren, bieten rechtliche Immunität.
Der Vorteil: Produzenten erhalten hochauflösende, rechtebereinigte Workflows, die mit kommerziellen Veröffentlichungsstandards kompatibel sind. Der Nachteil: Diese Tools werden wahrscheinlich einen Premium-Preis im Vergleich zu kostenlosen oder günstigen Hobby-Generatoren haben.
Ein kalkulierter Schwenk
Diese Vereinbarung kommt nur wenige Monate, nachdem UMG im Oktober 2025 einen Vergleich mit Udio erzielt und diese Plattform gezwungen hat, sich auf lizenzierte Modelle umzustellen. Die Strategie ist nun klar: Rechtsstreit führen, um das Feld von illegalen Konkurrenten zu säubern, und dann Partnerschaften eingehen, um die Lücke mit sanktionierten Produkten zu füllen.
| Feature | Nicht lizenzierte Modelle (z. B. frühe Suno) | Lizenzierte Modelle (UMG x Splice) |
|---|---|---|
| Datenquelle | Gescrapt/Nicht freigegeben | Rechteberechtigter Katalog |
| Zielgruppe | Hobbyist/Verbraucher | Professioneller Produzent |
| Ergebnis | Generierung ganzer Songs | Stems, Loops, Texturen |
| Rechtliches Risiko | Hoch (Urheberrechtsverletzung) | Null (Entschädigt) |
Was Rechteinhaber beobachten müssen
Das Bündnis UMG x Splice übt sofortigen Druck auf andere Majors wie Sony und Warner aus, ihre eigenen Produktions-Stacks zu formalisieren. Warner Music Group hat sich bereits in diese Richtung bewegt, aber UMGs Fokus auf Lizenzierung auf Komponentenebene (Stems und Instrumente statt ganzer Songs) deutet auf eine tiefere Integration in den kreativen Prozess hin.
Für unabhängige Plattformen wie BandLab wurde die Messlatte gerade höher gelegt. Während die Majors „saubere“ Trainingsdaten abschotten, könnten unabhängige Entwickler zwischen hohen Lizenzkosten und den rechtlichen Risiken der Verwendung gescrapten Daten eingeklemmt werden. Die Zukunft der Produktion im Jahr 2026 wird wahrscheinlich nicht davon bestimmt, wer den besten Algorithmus hat, sondern wer die Rechte an den besten Trainingsdaten besitzt.
Über den Redakteur

Trevor Loucks ist der Gründer und leitende Entwickler von Dynamoi, wo er sich auf die Konvergenz von Musikgeschäftsstrategie und Werbetechnologie konzentriert. Er konzentriert sich darauf, die neuesten Ad-Tech-Techniken auf Kampagnen von Künstlern und Plattenlabels anzuwenden, damit diese das nachgelagerte Wachstum der Musiklizenzeinnahmen steigern.




